von | 20.06.2020 | Veränderung & Wandel

Segeln auf Sicht in der Krise

Während die Möglichkeiten abnehmen, wächst der Möglichkeitsraum für die neue Normalität.

Krise. Umbruch. Change. Digitale Transformation. Die letzten Monate haben uns auf allen Veränderungs-Ebenen herausgefordert – in einer nie da gewesenen Krassheit und Klarheit. Und vermutlich ist davon einiges gekommen, um zu bleiben. Der Systemmix der letzten Monate bot: Unsicherheit bis hin zur Panik, das Gefühl von Kontrollverlust, tägliches über den Haufen werfen von guten Plänen, maximale Herausforderung zeitlich, finanziell, emotional und gleichzeitig eine fast irrationale Erleichterung endlich einen Kontrollverlust zu erleiden, der, wenn wir uns darauf einlassen, einen hohen Zugewinn an innerer Freiheit bedeuten kann.

Die derzeitige Krise ist erst einmal eine absolute Ausnahmesituation (das sind Krisen übrigens immer…), in der wir uns alle gemeinsam wiederfinden und die von uns allen einen Umgang mit unseren Ängsten, Sorgen und Befürchtungen fordert. Sie stellt uns vor die Herausforderung, dass bisher scheinbar Planbares plötzlich nicht mehr planbar ist.

Die Kundenprojekte, die wir mit unserer interdisziplinären systemischen Beratung CHANGEsupport gemeinsam mit unserem Team in den letzten Wochen begleiten durften, zeigen übrigens sehr deutlich – es spielt keine Rolle, ob es sich um Einzelpersonen, Teams oder ganze Unternehmen handelt. Der Veränderungsdruck betrifft alle Systeme gleichermaßen. Man könnte fast sagen, zum ersten Mal, sitzen alle im selben Boot. Die Metapher des „Segelns auf Sicht“ ist außerordentlich passend. Kein auf Sicherheit und Planbarkeit geeichter Kompass, auf den wir uns bisher verlassen hatten, kann uns mehr leiten. Wir müssen das Segeln auf Sicht allesamt erst wieder lernen. Und für uns alle bedeutet das erst mal ein krasses herauskatapultiert werden aus unserer Komfortzone auf vielen Ebenen. Die Ambivalenz außerhalb der Komfortzone überfordert uns (es ist halt wirklich nicht mehr komfortabel in der echten Lernzone…). Lernen bedeutet Herausforderung. Die Komfortzone zu verlassen bedeutet, sich auf Neues und Unbekanntes einzulassen (egal ob freiwillig oder gezwungenermaßen).

Die Instabilität der Veränderung für die eigene Weiterentwicklung nutzen

Es ist schlichtweg überlebensnotwendig, in der Lernzone Spannungen aushalten und mit Unsicherheiten umgehen zu können. Aus unserer Sicht eine der wichtigsten Eigenschaften für die Führungskraft der Zukunft. Und für „The Leader as Coach“ ganz besonders. Der Preis fürs Lernen dürfen: es ist nicht mehr so komfortabel, gemütlich und sicher wie in der Komfortzone.Der Gewinn, der winkt: wir lernen in der Lernzone neue Perspektiven kennen, unser Horizont erweitert sich und last but not least: wir machen mal wieder Fehler und wie wir alle mittlerweile wissen, lernen wir nur über Fehler.
Im systemischen Coaching schaffen wir als „The Leader as Coach“ über Coaching-Haltung und Coaching-Methoden einen Rahmen, in dem unsere Mitarabeiter über „Fehler“ sprechen und reflektieren dürfen. So kann die Instabilität der Veränderung für Weiterentwicklung genutzt werden kann. Übrigens auch für Executives und Führungskräfte ein immenser Mehrwert, sich im sicheren Rahmen frei und vertrauensvoll äußern zu dürfen.

„Künftig kann keiner mehr behaupten, dass nicht mehr geht, was bisher nicht ging, weil es bisher nicht ging. Die Paradigmen sind gefallen. Die neue Normalität, die aus dieser Zeit der Beschränkungen entstehen wird, lässt sich auf viel mehr Arten zusammensetzen, als bisher denkbar war. Während die Möglichkeiten im Moment abnehmen, wächst der Möglichkeitsraum für die neue Normalität.” (Jonas Schaible im Spiegel)